Anfänge der Hadithwissenschaften

Nachdem aber die erste Generation der Gefährten verstorben war und andere umsiedelten, musste sichergestellt werden, dass die Sunna des Propheten (s) aufbewahrt wurde, um sie an die nachfolgenden Generationen authentisch und sicher weiterzugeben. Dies fing mit der Entwicklung der systematischen und sicheren Aufzeichnung der Hadithe des Propheten (s) an. Dieser schweren und umfassenden Aufgabe widmeten sich Gelehrte, die ihr gesamtes Leben mit dem Sammeln und Tradieren von Hadithen verbrachten. Sie stellten grundlegende Regeln auf, wie schwache von authentischen Hadithen unterschieden werden konnten. Dies stellte den Anfang der Hadithwissenschaften dar.

 

Die Meinungen der Gelehrten gehen in Bezug darauf auseinander, wer der Erste war, der explizit über die Hadithwissenschaften geschrieben hatte. Die weitverbreitete Ansicht ist, dass Imām aš-Šāfiʿī (gest. 204/820) der erste Gelehrte war, der in seinem Werk ar-Risāla (Die Schrift) einige Regeln und Grundlagen explizit formulierte und schriftlich festhielt. Dort erwähnte er beispielsweise Bedingungen dafür, wann ein Hadith als Grundlage in der Rechtsprechung und anderen Bereichen des Islams verwendet werden kann, oder fragte, ob es erlaubt sei, Hadithe sinngemäß und nicht wörtlich wiederzugeben. Darüber hinaus stellte er die Bedingung auf, dass der Tradent die überlieferten Hadithe auswendig zu kennen habe. Er beschäftigte sich auch mit der Hadithdisziplin muḫtalaf-al-ḥadīṯ (sich augenscheinlich widersprechende Hadithe). Andere Gelehrte seiner Zeit wie Abū ʿUbayd al-Qāsim b. as-Salām (gest. 224/838) schrieben Werke über die wichtige Teildisziplin ġarīb-al-ḥadīṯ (unbekannte bzw. wenig verwendete Begriffe in Hadithen). Auch der bekannte Hadithgelehrte ʿAlī b. al-Madīnī (gest. 234/848) verfasste zahlreiche Bücher über unterschiedliche Hadithdisziplinen, darunter ʿIlal al-ḥadīṯ (versteckte Hadithmängel) – eine der wichtigsten Disziplinen der Hadithwissenschaften. Aḏ-Ḏahabī (gest. 748/1348) erwähnte, dass ʿAlī b. al-Madīnī insgesamt 200 Bücher verfasst haben soll. Al-Ḫaṭīb al-Baġdādī (gest. 463/1071) nannte viele Buch-Titel, auch wenn die meisten Bücher heute als verschollen zu bezeichnen sind.

 

Eine andere wichtige Persönlichkeit, die sich mit der Hadithkritik befasste, war Yaʿqūb b. Šaybah (gest. 234/728). Ein kleiner Teil seines Hadithwerkes al-Musnad al-kabīr ist heute noch erhältlich. Dort nutzt er verschiedene Fachbegriffe, um den Grad der Glaubwürdigkeit eines jeweiligen Hadiths zu bestimmen; zum Beispiel: ḥādīṯun ḥasan-ul-isnād, wahua ṣaḥīḥ (der Hadith besitzt eine gute bzw. akzeptable Tradentenkette und ist authentisch). Einflussreiche Gelehrte wie Yaḥyā b. Maʿīn (gest. 233/847), Aḥmad b. Ḥanbal (gest. 241/855), al-Buḫārī (gest. 256/870) und Muslim (gest. 261/875) verfassten ebenfalls Werke zu diesem Thema. Von Letzterem finden sich bedeutende Grundlagen der Hadithkritik in der muqaddima (Einleitung) seiner Hadithsammlung sowie zu deren Anwendung in seiner Abhandlung über Hadithkritik, at-Tamyīz (Die Unterscheidung).

 

Zu den bekanntesten Gelehrten zählt auch at-Tirmiḏī (gest. 279/892) mit seinen beiden Werken über Hadithkritik al-ʿIlal al-kabīr (Hadithmängel, große/ursprüngliche Fassung) und al-ʿIlal aṣ-ṣaġīr (Hadithmängel, kleine/zusammengefasste Edition). Es werden darin die bekanntesten Teildisziplinen der Hadithwissenschaften wie etwa Hadithkritik (naqd), Tradentenkritik (al-ǧarḥ wa-taʿdīl) und einige Haditharten anwendungsorientiert behandelt. Auch Abū Dāwūd (gest. 275/897) verfasste eine Erklärung zu seiner Methodik in seiner Hadithsammlung Sunan Abī Dāwūd mit dem Titel Risālat Abī Dāwūd ilā ahli Makka (Der Brief von Abū Dāwūd an die Mekkaner).

 

Im 3./10. Jahrhundert folgten weitere Hadithgelehrte wie Ibn Abū Ḥātim (gest. 327/938) mit Werken zu verdeckten Hadithmängeln (ʿilal), Hadithkritik (naqd) und anderen Bereichen der Hadithwissenschaften. Zu erwähnen sind hier zum Beispiel al-ʿIlal (Hadithmängel) und al-Ǧarḥ wa at-taʿdīl (Negative und positive Beurteilung von Überlieferern), wobei in Letzterem u. a. bedeutende Grundlagen über die Tradentenkritik zu finden sind.

 

Entnommen wurde der Text von der Seite www.hadithwissenschaft.de von Muhamet Ziberi. Dort findet ihr weitere nützliche Informationen zu diesem Themenbereich.

 

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