Wende der Hadithwissenschaften

Im 7./13. Jahrhundert erlebten die Hadithwissenschaften eine Wende, als Ibn aṣ-Ṣalāḥ aṣ-Šahrazūrī (gest. 643/1265) das Buch Maʿrifatu ʿulūm al-ḥadīṯ (Die Kenntnis über die Hadithwissenschaften), besser bekannt unter dem Namen Muqaddimatu-bnu-Ṣalāḥ (Die Einleitung von Ibn aṣ-Ṣalāḥ), zusammenstellte und veröffentlichte. Er verfasste dieses Buch während er als Lehrer an der bekannten Schule Dār al-ḥadīṯ in Damaskus angestellt war. Auch wenn er sich dabei auf die Werke von al-Ḥākim und al-Ḥaṯīb al-Baġdādī stützte, wurde sein Buch von den nach ihm kommenden Hadithgelehrten als Hauptgrundlage ihrer Arbeit herangezogen. Zum Beispiel kürzte an-Nawawī (gest. 676/1277) dieses Werk und nannte es al-Iršād (Die Anleitung), welches er später nochmals zusammenfasste und mit at-Taqrīb wa at-taysīr (Die Annäherung und die Erleichterung) betitelte. Dieses Werk nun erläuterte al-Ḥāfiẓ as-Suyūṭī (gest. 911/1505) in seinem Buch Tadrīb ar-rāwī (Das Ausbilden des Überlieferers). Eine andere wichtige Zusammenfassung des Buches von Ibn as-Ṣalāḥ ist Iḫtiṣār ʿulūm al-ḥadīṯ (Die Zusammenfassung ‚der Hadithwissenschaften‘) von al-Ḥāfiẓ Ibn Kaṯīr (gest. 774/1373), das vom zeitgenössischen Hadithgelehrten aus dem Ägypten Aḥmad Šākir (gest. 1958) in al-Bāʿiṯ al-ḥaṯīṯ (Die Treibende Kraft) erläutert wurde. Ein ganz besonderes Werk verfasste al-Ḥāfiẓ al-ʿIrāqī (gest. 806/1403), nämlich Naẓm al-durar fī ʿilm al-ʿaṯar (Die Perlenstrophen der Überlieferungswissenschaft), ein aus der Muqaddimatu–bnu–Ṣalāḥ verfasstes Gedicht bestehend aus ca. 1000 Versen, welches al-Ḥāfiẓ al-Saḫāwī (gest. 902/1497) später in einem fünfbändigen Werk namens Fatḥ al-Muġīṯ (Der Sieg des Helfers) ausführlich erklärte.  

 

Eine weitere Wende erlebten die Hadithwissenschaften durch den ‚Führer der Hadithgelehrten‘ Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī (gest. 852/1449). Er verfasste verschiedene, neu strukturierte Werke über die Hadithwissenschaften, darunter Nuḫbat-ul-Fikr (Die Auserwählte Ansicht) sowie die dazugehörige Erläuterung Nuzhat-un-Naẓar (Die unbescholtene Sichtweise). Auch an-Nukat ʿalā Kitāb Ibn aṣ–Ṣalāḥ (Die Bemerkungen zu dem Buch von Ibn Ṣalāḥ) gehört zu den bedeutenden Werken, wobei seine Erklärung zu Ṣaḥīḥ al-Buḫārī namens Fath-ul-Bārī (Der Sieg des Sachkundigen*) und die dazugehörige Einleitung Hūdā-s-sārī (Die Rechtleitung des Gehenden) als große Bereicherung gelten. Als aš-Šawkānī (gest. 1250/1839) von einigen seiner Schüler gebeten wurde, einen Kommentar zu Ṣaḥīḥ al-Buḫārī zu verfassen, antwortete er mit dem Zitat des Propheten (s): „Es gibt keine Auswanderung nach dem Sieg“ (la hiǧrata bʿad al-fatḥ!). Damit meinte er, dass Ṣaḥīḥ al-Buḫārī nach dem Werk Fath-ul-Bārī (Der Sieg des Sachkundigen) von Ibn Ḥaǧar keiner Erklärung mehr bedürfe.

 

Entnommen wurde der Text von der Seite HADITHWISSENSCHAFTEN von Muhamet Ziberi. Dort finden sich weitere nützliche Informationen zu diesem Themenbereich.

 

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